Gauss-Telegraph: 17 internationale Leute in Braunschweig – Lena Heinecke

Gauss-Telegraph: 17 internationale Leute in Braunschweig – Lena Heinecke

von Kong Hui Lin

  1. Magst du dich einmal kurz vorstellen? Wie alt bist du und was studierst du?

Ich bin 24 Jahre alt, komme aus Deutschland und studiere zurzeit im 3. Mastersemester Umweltingenieurwesen.

  1. Was hat dich zur TU Braunschweig geführt? Hast du dich schnell in Braunschweig eingelebt? Was hat dir zu Beginn des Studiums besonders geholfen, dich einzufinden?

Ich wurde eigentlich in Braunschweig geboren, aber als ich ein Jahr alt war, bin ich mit meiner Familie weggezogen. Ich habe mich für ein Studium an der TU Braunschweig entschieden, weil es nicht weit weg von zu Hause ist. Außerdem gab es den Studiengang Umweltingenieurwesen damals nicht an vielen Universitäten und ich fand die Module an der TU Braunschweig am besten. Für mich persönlich war es nicht so schwer, mich in Braunschweig einzuleben. Ich habe an einem Mathevorkurs von der Uni teilgenommen und dabei ein paar Kommilitonen kennengelernt. Aus diesem Grund bin ich ohne große Herausforderungen zurechtgekommen.

  1. Wie bist du auf das Gauss Haus gekommen?

Durch eine Teilnahme am Gauss Buddy Programm habe ich das Gauss Haus zuerst kennen gelernt. Die Betreuung der internationalen Studierenden war sehr interessant und hat viel Spaß gemacht. Dies führte dazu, dass ich mich später auf die Ausschreibung der HiWi-Stelle bewerben wollte. Ich habe früher auch als Austauschstudierende Zeit in China verbracht und kenne das Gefühl, neu in einem fremden Land zu sein. Das Umgehen mit zahlreichen unterschiedlichen Kulturen finde ich zudem unheimlich spannend.

  1. Wie stehst du zum Gauss Haus? Was genau sind deine Aufgaben?

Ich arbeite seit Ende 2017 als HiWi im Gauss-Haus. Ich bin dabei für verschiedene Aufgaben zuständig, wie zum Beispiel die Vorbereitung und Mitarbeit an den Themenabenden dienstags, organisatorische Aufgaben, die Mitbetreuung des Lesekreises usw.

  1. Was sind deine Hobbys?

Ich mag Inlineskaten und Fahrradtouren sehr. Außerdem lerne ich gern neue Sprachen.

  1. Was ist die Besonderheit des Gauss Hauses? Hast du etwas, das dir besonders ans Herz gewachsen ist?

Ich mag die harmonische und positive Atmosphäre im GaussHaus, insbesondere während der Gauss-Abende, die jeden Dienstag stattfinden oder auch bei allen anderen Events der Gauss Friends. Überall hört man verschiedene Sprachen und lernt andere Kulturen kennen. Ich finde es einfach wundervoll, wie sich Menschen aus der ganzen Welt austauschen. Das muss man selbst erleben, um es wirklich zu verstehen. Besonders gern mag ich das First Steps Programm zu Semesteranfang. Man kann vielen neuen Studierenden ihren Start in Braunschweig erleichtern und da jeden Tag Veranstaltungen stattfinden, bei denen oft die gleichen Teilnehmer teilnehmen, ist es das perfekte Timing, um Freundschaften zu knüpfen.

  1. Ich habe mitbekommen, dass du schon lange im Gauss Haus aktiv bist. Was war der schwierigste Teil der Erfahrung hier? Was war herausfordernd?

Im Großen und Ganzen hatte ich keine Schwierigkeiten. Anfangs war ich noch etwas schüchtern, aber wie ich schon erwähnt habe, sind die Menschen im Gauss Haus sehr offen und tolerant. Man kann einfach dazukommen und mitmachen und merkt kaum, wie schnell die Zeit vergeht.

  1. Welche historischen Momente findest du besonders, die du mit uns teilen möchtest?

Wie bereits erwähnt, habe ich den Gauss-Lesekreis mitbetreut. Im vorletzten Jahr haben wir ca. zehn Briefe zwischen Carl Friedrich Gauß und seiner Frau Johanna gelesen und uns interkulturell über die Inhalte (z.B. Verlobung) unterhalten. Am Ende ist daraus ein Buch entstanden, was die Briefe sowie Kommentare, Gedanken und gemalte Bilder von den Teilnehmern des Lesekreises enthält. Am 30. April 2019 wurde es bei einer wundervollen Feier von Gauß’ Geburtstag im Landesmuseum vorgestellt. Die Verleihung des Preises des Auswärtigen Amtes für exzellente Betreuung ausländischer Studierender Ende 2019 war auch ein Schlüsselmoment, weil die jahrelange, harte Arbeit von Younouss und vielen anderen Menschen damit anerkannt wurde.

  1. Kannst du eine Situation beschreiben, in der du es für notwendig hieltst, ein Botschafter deines Landes zu sein?

Es ist wichtig, sich bewusst zu machen, dass wir im Ausland immer auch Botschafter unseres eigenen Landes sein müssen. Als ich in China war, wurde ich mit einigen Stereotypen konfrontiert, aber zum Glück nicht mit schlechten Vorurteilen. Einige Personen dachten, dass alle Deutschen viel Bier trinken und täglich Schweinefleisch essen (was ja auf einige sicherlich auch zutrifft), weswegen sie verwirrt waren, als ich weder Alkohol getrunken noch Fleisch gegessen habe. Wenn ich mit extremen Vorurteilen konfrontiert werden würde, würde ich natürlich die tatsächliche Situation in Deutschland erklären.

  1. Hat dir deine Erfahrung im Gauss Haus dabei geholfen, kulturelle Unterschiede zu respektieren? Wenn ja, kannst du konkrete Beispiele nennen?

Ich denke, kulturelle Unterschiede habe ich schon immer respektiert, aber durch das Gauss Haus habe ich auf jeden Fall einige Kulturen besser kennengelernt. Zuvor kannte ich zum Beispiel die Kultur von Usbekistan oder La Réunion nicht, aber nach einem Vortrag während des Gauss-Abends bzw. durch Kontakt zu Personen aus den Ländern habe ich inzwischen eine klarere Vorstellung von diesen Ländern.

  1. Was bringt dir das Gauss Haus im Hinblick auf dein Studium oder Privatleben?

Ich bekomme als Deutsche im Gauss Haus oft Fragen zur deutschen Sprache. Einmal wurde ich von einem internationalen Gauss Guest gefragt, was der Unterschied zwischen aus- und abschalten ist. Damals konnte ich gar nicht antworten und deswegen habe ich mich für das Studienprogramm “Deutsch als Fremdsprache“ angemeldet. Der Kurs hat drei Semester gedauert und ich habe viel Spannendes über die deutsche Sprache gelernt. Allgemein hilft das Gauss Haus dabei, sich mehr mit seiner eigenen Kultur auseinanderzusetzen und sie aus anderen Blickwinkeln zu betrachten.

  1. Was wirst du am meisten vermissen, wenn du bald mit dem Studium fertig bist?

Im Studium kann man sich seine Zeit selbst einteilen und muss nicht täglich von z.B. 8 Uhr bis 17 Uhr arbeiten. Diese Flexibilität, die ich jetzt genießen kann, werde ich dann vermutlich nicht mehr haben. Bei den Gauss Friends kann ich hoffentlich weiter aktiv bleiben, also muss ich das nicht vermissen.

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