Video-Botschaft von unserem Vorstandsvorsitzenden

Video-Botschaft von unserem Vorstandsvorsitzenden

Abschrift:

Hallo zusammen, liebe Gauss Friends, liebe Freund*innen aus der ganzen Welt,

heute melde ich mich nicht, um über ein Land oder eine Kultur zu reden, über Rassismus in Deutschland zu diskutieren oder euch Feiertagsgrüße in diversen Sprachen zu senden, sondern um ernsthafter mit euch zu sprechen. 

Die Gauss Friends sind, wie ihr schon wisst, ein gemeinnütziger Verein, der im Jahr 2008 gegründet wurde. Er lebt von der ehrenamtlichen Arbeit großartiger  Menschen, um die Person Gauß zu fördern, Brücken zwischen Kultur und Wissenschaft zu bauen und die Völkerverständigung zu unterstützen. 

Ich muss sagen, dass ich sehr stolz auf alle unsere Mitglieder bin, die sich bei den Gauss Friends engagieren oder engagiert haben. Ohne sie wären wir nicht in der Lage gewesen, unser Corporate Design zu entwicklen, unsere Website zu haben, unsere App zu entwickeln oder eine der verschiedenen Aktivitäten zu organisieren, die wir in der Vergangenheit gemacht haben.

Wenn man also einen von ihnen aus dem Ganzen nimmt, funktioniert das ganze Konzept nicht mehr. Leute kommen und gehen, aber wir versuchen, die Kontinuität zu bewahren und weiterhin unser Bestes zu geben, und irgendwie funktioniert das immer. 

Allerdings gab es ein Moment, indem wir eine nachhaltigere Lösung finden mussten, um das Ganze über viele Jahre hinweg aufrechtzuerhalten, ohne auf die ehrenamtliche Arbeit vieler Menschen angewiesen zu sein. Deshalb wurde 2017 ein Projekt mit dem Namen “Gauss Haus” an der Universität aus Studienqualitätsmitteln gegründet. Es bestand aus einer Koordinationsstelle sowie mehrere Hiwi-Stellen, die die Infrastruktur der Gauss Friends als Plattform nutzten, um das Betreuungsangebot für internationale Studierende an der Universität zu entwickeln und zu verbessern. 

An dieser Stelle ein herzliches Dankeschön an Prof. Dr. Katja Koch, die das Projekt unter dem Dach ihres Instituts übernommen hat. Aber nicht nur deshalb. Sie hat uns auch die volle Autonomie für unsere Arbeit gegeben. Ohne das hätten wir wahrscheinlich nicht so weit gehen können. 

Zwei Jahre später wurde das Projekt um weitere drei Semester verlängert. Das bringt uns zum heutigen Tag. Mit einem schweren Herz muss ich euch mitteilen, dass die Universität beschlossen hat, das Gauss Haus Projekt zu beenden. 

Vielleicht fragt ihr euch, was das bedeutet. Zunächst werden die Gauss Friends ihre Arbeit wie bisher fortsetzen. Allerdings müssen bestimmte Teile von unserem Programm ausfallen. Wenn du bald aus dem Ausland zum Studium nach Braunschweig kommst, werden wir dafür sorgen, dass dies nur geringe Auswirkungen auf seiner Ankunft hat.

Diese Nachricht kam für uns alle ziemlich unerwartet. 

Wenn ich mir den Preis anschaue, den wir 2019 vom Auswärtigen Amt bekommen haben, dann fühle ich ein bisschen Traurigkeit, weil mir klar wird, dass das Konzept, das diesen Preis gewonnen hat, so nicht mehr existieren wird. Jetzt scheint es nur noch eine schöne Erinnerung zu sein oder etwas, das ich in meinen Lebenslauf schreiben kann. 

Für mich geht damit auch ein Kapitel in meinem Leben zu Ende. Seitdem ich mich 2014 immatrikuliert habe, war ich ununterbrochen Mitglied dieser Universität. Nach dem Studium bin ich direkt ein Mitarbeiter und Leiter des Gauss Haus Projekts geworden. 

Es war eine tolle Zeit mit all ihren Höhen und Tiefen. Ich weiß, dass wir alle auf dem Weg einige Fehler gemacht haben, aber wir haben daraus gelernt. Wir waren beharrlich und haben nie aufgegeben. Ich denke, es ist ein Privileg, Leute mit einer Pioniermentalität in unserem Team zu haben, da wir alle  Grenzen überschreiten und schauen, wie weit wir gehen können. Manche Leute sagen, der Himmel sei die Grenze, aber wir glauben, dass es keine Grenze für das gibt, was Menschen erreichen können. Leider ist diese Mentalität hier schwer zu finden. 

Ich habe im Laufe der Jahre viele Geschenke von Menschen erhalten, denen ich geholfen habe, wie zum Beispiel diesen Reversenadel, oder einige Lesezeichen, Postkarten, Tassen und so weiter.

Wenn ich an all die Menschen denke, denen wir geholfen haben, an jedes Lächeln, das wir geschaffen haben, an all die guten Erinnerungen, und wenn ich weiß, dass Leute Braunschweig wegen uns mit einem guten Eindruck verlassen haben, dann bin ich zuversichtlich, dass wir einen guten Job gemacht haben. 

Es ist schade, wie sich alles am Ende entwickelt hat und wer weiß, was die Zukunft für uns bereithält. Man könnte fragen: Hätte ich alles getan, was ich gemacht habe, wenn ich gewusst hätte, dass es so enden würde?

Auf jeden Fall. Wie manche sagen: “Erfahrung ist das, was man bekommt, wenn man nicht bekommt, was man will.” 

Trotzdem hoffe ich, dass die Universität diese Entscheidung neu überlegt und das Gauss Haus Projekt in irgendeiner Form weitergehen könnte.

Vielen Dank fürs Zuschauen.