Inside Gauss Haus: Die Entstehung des Gauss Hauses

Inside Gauss Haus: Die Entstehung des Gauss Hauses

von Lena Heinecke

Artwork by Fabien Diffé

Die Entstehung der Gauss Friends und des Gauss Hauses ist ein langjähriger Prozess, der durch die Kombination verschiedener Ideen und Wünsche begann.

Vor der Gründung der Gauss Friends waren die nach Braunschweig kommenden internationalen Studierenden mit ihren Fragen und Problemen (Sprachbarriere, Kontakte zu deutschen Studierenden knüpfen, Jobsuche, Finanzierung des Studiums, bürokratische Schwierigkeiten mit der Ausländerbehörde uvm.) viel stärker auf sich allein gestellt. Seitens der Universität gab es zwar bereits einige Angebote, diese waren aber eher eurozentrisch ausgerichtet und das Feiern stand dabei oftmals im Vordergrund. Der Gründer der Gauss Friends, Younouss Wadjinny aus Marokko, welcher zu dieser Zeit im International Office regelmäßig mit den Fragen der internationalen Studierenden konfrontiert wurde, wollte Braunschweig daher bereichern durch ein Projekt, welches einen Raum für interkulturellen Austausch bietet und bei dem insbesondere nicht-europäische Kulturen wie Indien, China, die muslimische Welt, der persische sowie arabische Raum, Afrika und Lateinamerika berücksichtigt werden. Internationale Freunde sollte man nicht nur bei Partys treffen, sondern man sollte auch ihre Kulturen (Sprachen, Feste, Essen uvm.) kennen lernen können.

Des Weiteren gab es vor den Gauss Friends in Braunschweig keinen Verein für C.F. Gauß. Somit sollte die Gründung der Gauss Friends auch ein Denkmal für den bekanntesten Alumnus des Braunschweiger Wissenschaftsraumes setzen. Das passte auch deswegen gut, da C.F. Gauß erwiesenermaßen ein internationaler Mensch mit einer Begeisterung für Literatur war. Er war nicht nur Mathematiker, Astronom, Geodät und Physiker, sondern auch ein Mensch mit Herz, der Liebesbriefe an seine Frau geschrieben und auch in hohem Alter noch neue Sprachen gelernt hat, um mit Wissenschaftlern aus anderen Ländern zu korrespondieren. Aus diesem Grund symbolisiert er als Namensgeber des Vereins die Brücken, die zwischen Wissenschaften und Kulturen gebaut werden, und dient als Motivation, Menschen in einer tiefgehenden interkulturellen Begegnung zusammenzubringen.

Das Gauß-Jahr, was in Braunschweig und Göttingen 2005 anlässlich des 150. Todestages des „Fürsten der Mathematik“ gefeiert wurde, was der Anlass für die ersten Planungen, bevor das Jahr der Mathematik in Deutschland 2008 dann den letzten Anstoß zur Gründung der Gauß Freunde gab. Das internationale Team war anfänglich durch die Leidenschaft zur Mathematik und die Begeisterung für die Person Johann Carl Friedrich Gauß charakterisiert. Es wurde ein Raum in einer Kneipe in der Jakobsstraße gemietet, in dem die Veranstaltungen durchgeführt wurden, was aber finanziell nicht langfristig leistbar war, da die Miete die Spendeneinnahmen deutlich überstieg. Younouss Wadjinny erzählt dazu: „Beim Verlassen der Kneipe habe ich unser provisorisches Schild mitgenommen, was für mich den Glauben symbolisiert hat, dass es weitergehen wird.“ (Das Schild existiert immer noch, ebenso wie der Verein) Nachdem die Veranstaltungen einige Zeit lang an wechselnden Orten wie dem Haus der Wissenschaft stattfinden mussten, war es nach mehreren Verhandlungen und Gesprächen mit dem Studentenwerk im Januar 2010 endlich soweit und den Gauss Friends wurde der Schlüssel zum Michaelishof übergeben, wo sich das Gauss Haus bis heute befindet. Zu Gauß´ Geburtstag am 30. April 2010 wurde das Gauss Haus mit einer großen Party und vielen Gästen seitens der Stadt und der TU Braunschweig offiziell eröffnet und das Schild mit dem Titel „Gauss Haus“ angebracht, was für Younouss Wadjinny bis heute den schönsten Moment in der inzwischen dreizehnjährigen Geschichte der Gauss Friends darstellt. Das, was mal als Idee begann, wurde damit Realität und das Team konnte nachhaltig damit beginnen, interkulturelle Brücken zu bauen, die Persönlichkeit C.F. Gauß bekannt zu machen und Wissenschaft und Kultur zu verbinden.

Anfangs bestand das Programm u.a. aus moderierten Diskussionen auf hohem intellektuellem Niveau, dem literarischen Café, bei dem stundenlang über verschiedene Fragen wie „Was ist Glück“ philosophiert wurde und einem internationalen Theater. Das Programm hat sich mit den Jahren verändert und ist vielfältiger sowie umfassender geworden, aber die Ziele der Gauss Friends bleiben bis heute gleich: Internationale Studierende unterstützen, Freundschaften knüpfen, den Geist von C.F. Gauß lebendig halten und interkulturelle Brücken bauen.