Gauss-Telegraph: Reisen während Corona – Vilnius

Gauss-Telegraph: Reisen während Corona – Vilnius

von Andrés Muñoz

Litauisches Nationalmuseum und Gediminas-Turm

Wenn du seit Beginn der Pandemie nicht mehr gereist bist, dann fragst du dich wahrscheinlich, wie das Reisen während Corona aussieht. Vielleicht hattest du bereits deinen Winterurlaub geplant, aber der neue Lockdown (Light) kam zum Einsatz. Mit dieser neuen Reihe aus sieben Artikeln wollen wir das Fernweh am Leben erhalten und dir vielleicht Inspiration für deine nächste Reise geben.

Einer der Vorteile, während der Pandemie in Deutschland oder in der EU zu leben, ist die Möglichkeit, seit der Öffnung der Grenzen im Juni (meistens) frei reisen zu können, im Vergleich zu asiatischen oder lateinamerikanischen Ländern, in denen das Reisen stark eingeschränkt ist.

Vilnius Stadtzentrum

Unsere erste Station dieser Serie ist Vilnius!

Ich weiß, dass kaum jemand Vilnius auf der Wunschliste hat, wenn es um europäische Reiseziele geht. Es war jedoch das letzte baltische Land, das auf meiner Liste fehlte. Nachdem meine ursprüngliche Reise abgesagt wurde, beschloss ich, sie auf Juni zu verschieben, ohne zu wissen, wie sich die ganze Situation entwickeln würde. Glücklicherweise öffneten sich die Grenzen am 15. Juni und es gab keine Einschränkungen für Passagiere aus Deutschland. Während die meisten Menschen immer noch zögern, ins Ausland zu reisen, war meine größte Motivation, wieder zu reisen, um in gewisser Weise dazu beizutragen, die Wirtschaft wieder zu beleben. Viele Länder, insbesondere in Europa, sind vom Tourismus abhängig. Da die Mehrheit der Nicht-EU-Bürger nicht zu touristischen Zwecken nach Europa einreisen darf, sind diese Länder noch stärker auf innereuropäische Reisen angewiesen. Denke darüber nach: Hotelpersonal, Restaurantbesitzer*innen, Tour guides, Flughafenpersonal und noch mehr Menschen sind auf das Einkommen von Tourist*innen angewiesen.

Jedenfalls würde ich sagen, dass Vilnius ziemlich unterschätzt wird. Was mir an den baltischen Staaten gefällt, ist, wie modern sie sind, auch wenn ihre Hauptstädte oder Großstädte etwa so groß sind wie Hannover.  Da ich zum ersten Mal in Litauen war, kann ich nicht wirklich zwischen Reisen vor Corona und heute vergleichen. Dennoch kann ich sagen, dass der Tourismus auch dort massiv beeinträchtigt wurde. Museen standen meist leer, Stadtführungen wurden abgesagt, Sightseeing-Busse fuhren nicht einmal, oder es war nur eine Handvoll Menschen an Bord. 

Das Leben in Vilnius schien jedoch ganz normal zu sein. Damals waren Mundschutzmasken keine Pflicht mehr, und die Stadt fühlte sich mit Leben erfüllt. Die Menschen saßen in Restaurants oder Cafés, Familien sonnen sich am künstlichen Strand, und auch die Geschäfte hatten geöffnet.

Museum der Opfer des Genozids

Nach all diesen Informationen habe ich noch immer nicht gesagt, was man in Vilnius tun kann. Vilnius ist ein schönes Reiseziel für ein langes Wochenende oder man kann es mit einer Reise durch die baltischen Staaten kombinieren (du kannst dich unseren Artikel über Riga aus der letzten Serie ansehen). Du kannst deinen Besuch in der Altstadt beginnen, wo du das Litauische Nationalmuseum, den Gediminas-Turm oder das Museum für angewandte Kunst und Design besichtigen kannst. Wenn du keine Museen magst, würde ich trotzdem einen Besuch des Gediminas-Turms empfehlen. Es ist der erhaltene Befestigungsturm des Oberen Schlosses, der im 15. Jahrhundert erbaut wurde und heute eines der Symbole von Vilnius ist. Er liegt auf dem höchsten Punkt im Stadtzentrum, so dass die Aussicht wunderbar ist. 

In der Nähe des Schlossbergs befindet sich der Palast der Großherzöge von Litauen, wo du einen Blick auf die architektonische Entwicklung des Palastes werfen kannst – von der Spätgotik bis zum Frühbarock. Hier befinden sich auch Ausstellungen über das Alltagsleben in den vergangenen Jahrhunderten, über Rüstung und Musik.

Cepelinai oder “Zeppeline

Zwei wichtige Sehenswürdigkeiten in Vilnius sind das Museum der Opfer des Genozids (auch bekannt als KGB-Museum) und das MO-Museum. Das erste Museum befindet sich im ehemaligen KGB-Gebäude. Jahrzehntelang hat das Sowjetregime an diesem Ort seine Verbrechen geplant und ausgeführt. Interessanterweise wurden in Litauen mehr Juden getötet als in Deutschland (in relativen und absoluten Zahlen). Es dauerte jedoch bis 2011, bis sie eine Ausstellung zum Holocaust in Litauen hinzufügten. Kaum 30 Jahre sind seit der sowjetischen Besetzung vergangen, und man spürt immer noch eine seltsame Stimmung, wenn man durch das ehemalige Gefängnis, die Folterzellen und die Hinrichtungsräume geht. Auf der anderen Seite ist das MO-Museum eine der jüngsten Erweiterungen des Kulturangebots von Vilnius. Das Museum beherbergt moderne und zeitgenössische Kunstwerke, hauptsächlich von litauischen Künstler*innen. Eine der positiven Auswirkungen der Pandemie war die Möglichkeit, die aktuelle Ausstellung mit einem kostenlosen Audioguide auf seinem Smartphone zu erkunden.

Wissenswertes über Vilnius: Es gibt einen Stadtteil, der sich am 1. April 1998 zu einer unabhängigen Republik erklärte – die Republik Užupis. Dieser böhmische Bezirk ist auch ein UNESCO-Weltkulturerbe und hat eine eigene Verfassung, einen Präsidenten, eine inoffizielle Währung, eine Flagge, eine Hymne und ein Ministerkabinett. 

„Jeder Mensch hat das Recht, glücklich zu sein.“ (Paragraph 16 der Užupis Verfassung).

Eingang nach Užupis

Wenn du dich entscheidest, nach Litauen zu gehen, vergesse nicht, Cepelinai oder “Zeppeline” auszuprobieren – ich bin nicht sicher, ob es dafür eine vegane Version gibt. Der Name kommt von der Form des Zeppelin-Luftschiffs und ist eines der Nationalgerichte Litauens. Diese Knödel aus Kartoffeln sind mit Fleisch und Pilzen gefüllt und werden mit einer Sahnesoße serviert.

Das morgige Reiseziel ist Lyon!

Hinweis: Zum Zeitpunkt der Reise stand diese Region/dieses Land laut dem Robert-Koch-Institut nicht auf der Liste der Risikogebiete.

Bevor du eine Reise planst, informiere dich bitte über die aktuellen Hinweise des Auswärtigen Amtes. Du kannst deren App (Android oder iOS) herunterladen, um auf dem neuesten Stand zu bleiben, oder dich auf der Website der IATA über die neuesten Einreisebestimmungen informieren.